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Phil-osophie am Freitag

Heute ist Freitag. Das ist schonmal eine feine Sache!

Vor einiger Zeit hatte ich auf meiner Facebookseite (facebook.de/psholstein) dazu aufgerufen, Themen für meine Kolumne vorzuschlagen, Nachdem zwei der Themen bereits „geliefert“ sind, fehlen noch zwei. „Gummibärchen“ und „Winterdepressionen“. Wie kriege ich die beiden jetzt in einer Kolumne unter?
Nun ja. Interessanterweise helfen Gummibärchen gegen Winterdepressionen. Winterdepressionen aber nicht gegen Gummibärchen. Das ist zumindest meine Vermutung. Andererseits habe ich das aber auch noch nicht probiert. Doch betrachten wir zunächst mal die „Winterdepression“.
Ich muss ehrlich sagen: ich bin kein Freund dieses Begriffes. Das, was wir im Volksmund „Winterdepression“ nennen, ist im eigentlichen Sinne keine Depression. So wie Schmerzen im Knie bei „Wetterfühligkeit“ kein Beinbruch sind. Tatsächlich gibt es aber die Winterdepression auch als psychische Erkrankung. Sie ist eine Sonderform der Depression und wird im englischen als „seasonal affective Disorder“ bezeichnet. Passenderweise meist Abgekürzt als „SAD“.Einige Kennzeichen dieser tatsächlichen Winterdepression sind genau gegensätzlich zur „klassischen“ Depression. Leider bringt auch die Winterdepression den Betroffenen bedrückte Stimmung, Ängstlichkeit und Antriebslosigkeit, statt Schlaflosigkeit und Gewichtsverlust kommt es hier aber zu einer deutlichen Verlängerung der Schlafdauer, Gewichtszunahme und einem Heißhunger auf Süßigkeiten. Also bringen Gummibärchen auch bei der echten Winterdepression eine kleine Hilfe. Um eine Winterdepression zu diagnostizieren, braucht es allerdings mehr als ein paar Tage bedrückter Stimmung, dem Gefühl, unendlich viel Schlaf zu brauchen, Heißhunger auf Süßes und Gewichtszunahme. Beim Verdacht auf eine „echte“ Winterdepression sollte man einen Arzt aufsuchen. Der kann da ziemlich gut helfen.

Aber was ist nun mit dem, was der Volksmund als „Winterdepression“ bezeichnet? Fast jeder kennt dieses Gefühl, wenn Dunkelheit, Schnee und Matsch von draußen scheinbar eine Zweigstelle in unseren Gedanken eröffnen. Heute Morgen ist mein Leben zum Beispiel irgendwie zerknittert neben mir aufgewacht. Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass ich die Hochglanzausgabe mit goldenen Rändern bestellt hatte, bekommen habe ich aber diese etwas zerknautschte Version, die mich gelegentlich in den Wahnsinn treibt. Vielleicht ist es mir aber auch einfach vorher nicht aufgefallen, weil das Licht besser war?
Jetzt im Winter ist es morgens ja gerne mal dunkel und irgendwie unschön. Und kalt. Das könnte übrigens einer der Gründe sein, warum viele im Winter in diese trübe, manchmal melancholische Stimmung verfallen. Im Winter scheint es mehr Schatten zu geben. Das ärgert nicht nur unsere Knochen und Abwehrkräfte, weil der Körper UV-Licht benötigt, um z.B. Vitamin-D nutzbar zu produzieren, sondern es lässt viele Dinge auch in einem – im wahrsten Sinne des Wortes – anderen Licht erscheinen. Und noch ein Grund dafür könnte sein, dass es im Kopf mehr Platz für Gedanken gibt, wenn weniger Helles von außen einstrahlt. Eben auch für traurige, melancholische oder ärgerliche Gedanken.
Was man dagegen tun kann, habe ich ja schon in einer meiner letzten Kolumnen berichtet. Tatsächlich produziert unser Körper im Winter aufgrund der mangelnden Lichteinstrahlung aber auch weniger Glückshormone. Deren Produktion kann man übrigens ziemlich leicht anfeuern: Kuchen und Kuscheln sind – je nach Verfügbarkeit der benötigten Zutaten – zwei relativ einfach und verschreibungsfrei zu bekommende Hilfsmittel!
Außerdem findet sich hier die perfekte Begründung, mal einen „Wärme- und Lichttag“ zu planen. Schön Sauna und Solarium. „Brauch ich. Wegen der Knochen und so.“ Dies sollte allerdings in Maßen genossen werden. Sonnenbrand ist weder schön noch stimmungsfördernd.
Eine weitere sehr gute Nachricht versteckt sich noch in der Erkenntnis, dass das Leben „knitterig“ ist: Mein Leben ist echt. Keine polierte Werbe- oder Internetphantasie, nix was sich irgendwelche Designer ausgedacht haben, sondern eine lebendige Geschichte. Und genau so wollen wir es doch, oder? Egal, ob es Goldstaub oder Dreck regnet – irgendwas verfängt sich immer in den Falten, die das echte Leben so wirft. Und schließlich zeigt sich dann eine ganz eigene Kreation. Mit guten und schlechten Seiten. Sokrates hat gesagt: „Bedenke, dass die Welt insgesamt unbeständig ist. Dann wirst Du im Glück nicht zu fröhlich und im Unglück nicht zu traurig sein.“

Ich glaube, die „Knicke“ in unserem Leben, gerade die, die wir immer vor Augen haben, helfen uns ziemlich gut, locker zu bleiben. Weil da, wo es rauf und runter geht, eben beides im Kopf bleibt. Zu wissen, dass die nächste Wand zum Gegenrennen nicht weit ist, ist eine Sache. Aber ist Ihnen an den miesen Tagen auch klar, dass der nächste Sonnenstrahl genauso wenig weit weg ist? Und dann gibt’s wieder das andere Licht. Das, in dem der Goldstaub funkelt. Wenn das noch etwas auf sich warten lässt, hilft es Ihnen ja vielleicht, sich die Wartezeit mit Gummibärchen zu verkürzen. Oder Schokolade. Oder Vanilleeis mit Streuseln. Sicher ist: Es wird wieder hell. Und zwar innen und außen!

Ich wünsche ein sauschönes Wochenende!

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Das Buch zur Kolumne, die Kolumne zum Buch
Glücklich werden ohne Ratgeber – Ein Ratgeber

Unser Kolumnist Dr. Phil ist auch bekannt als Autor Philipp S. Holstein und hat das Buch “Glücklich werden ohne Ratgeber. Ein Ratgeber” geschrieben.

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